Unsere Erwartung steuert unser Leben – das ist eine gute Botschaft, denn sie versetzt uns in einen Zustand der Handlungsmächtigkeit. Ich habe es in der Hand und gleichzeitig unter Kontrolle. Wobei ich das Wort Kontrolle in Kombination mit dem Leben nicht gerne in den Mund nehme. Denn wir haben nie zu 100% die Kontrolle über eine Situation und schon gar nicht über unser Leben. Kehren wir zurück zur Erwartungshaltung. Jede Erwartung, was der Tag, was die Begegnung mit anderen Menschen uns bringt, macht etwas mit uns, unserem Nervensystem und unserem Körper. Angstpatienten können ein Lied davon singen. Ich kann hinter jedem Baum einen Störenfried vermuten, dann wird ein Spaziergang zur Tortur oder gar nicht erst angetreten. Ich kann grundsätzlich mißtrauisch gegenüber anderen Menschen sein. Was zur Folge hat, dass ich länger brauche, um ihnen näher zu kommen. Oder sie näher an mich heranzulassen. Bedeutet dann weiter, dass ich öfters alleine bin.
Erwartung entsteht im Kopf und landet im Körper
Und wenn ich nicht aufpasse, dann manifestieren sich diese Erwartungen zu einer Persönlichkeit und den eigenen Blick auf mich und die Welt. Zementieren sich und ich habe es, je öfters diese Erwartung von mir Besitz ergreift, es schwer, mich zu verändern. Was nicht heißen will, dass ich rate, nur sorglos und positiv der Welt zu begegnen. Nein, das wäre das andere extrem. In der Mitte liegt das Maß. Aus Erfahrungen lernen um dann zu handeln. Dennoch offen zu sein und sich erst nach einer gewissen Zeit festzulegen. Grundsätzlich beide Enden einer Möglichkeit zu betrachten. Und – jede Situation, der ich begegne, jedes Mal neu einzuschätzen. Also im Jetzt zu sein, Augen und Sinne offen zu halten und dann entscheiden. In welche Richtung meine Erwartung gehen soll.
So etwas nenne ich Realismus und Offenheit. Denn beide Enden des Erwartungsspektrum bedeuten wieder eine Fixierung. Und mein Wunsch ist es, flexibel und situationsadäquat zu leben. Ohne Fixierungen.
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