Perfekt sein oder leben?

Es gibt eine weitverbreitete Krankheit – den Perfektionismus. Hinter Perfektion steckt meist Absicherung. Keine Fehler machen. Das Lebens als eine Art Excel-Zelle zu sehen und durch die Planung eine möglichst hohe Sicherheit erreichen zu wollen. Eine andere Seite ist die, dass man dem Irrglauben hinterherhängt, dass es nur dann Lob und Anerkennung gibt, wenn die Kürnote bei 150% liegt. Dabei hat Perfektion manchmal eine ziemlich unangenehme Eigenheit – sie lässt sehr langsam, sehr anstrengend und manchmal gar nicht vorankommen. Denn bevor ich Fehler mache und nicht eine so perfekte Leistung abliefere, solange beginne ich nicht mit der Aufgabe oder muss mich erst noch weiterbilden, ein Buch lesen, ein Seminar besuchen – sprich, nicht beginnen. Nicht beginnen ist überhaupt die beste Methode der Perfektion.

Das Leben ist unordentlich und schön

Und das Leben ist auf seine Weise perfekt. So perfekt, dass es zum Überleben reicht. Immer wieder. Angepaßt an jede Umwelt. Und so sind wir Menschen auch. Wenn es etwas tiefer gehen darf: Meistens entwickeln Menschen einen solchen Perfektionsdrang dann, wenn ihnen in der Kindheit etwas Falsches beigebracht wurde. Nämlich, dass sie nur dann liebenswert sind, wenn sie möglichst keine Makel haben. Aber jeder Mensch ist liebenswert. So, wie er ist. Und Herzenswärme lässt sich nicht durch Perfektion “erkaufen”.

Vielleicht erlauben Sie sich beim nächsten Ansprung Ihrer Perfektion einfach eine halbe Minute innezuhalten. Und nachzuspüren, wem diese Perfektion gerade gilt. Ihren Eltern, Ihrem Vorgesetzten oder Ihrem Kunden? Oder ob Sie eigentlich – wenn Sie ganz ehrlich zu sich sind – sie von den Vorgenannten lieber etwas anderes hätten. Und beobachten dann den Unterschied….

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