Nie genug

Das habe ich erst in den letzten Systemaufstellungen erlebt. Thema – wie so oft – Beziehung. Beziehungsweise der große, verständliche Wunsch, nach einer Beziehung, nach einem Partner und jemandem, der da ist. Und – die Kontaktaufnahme gelingt, wie so oft. Und dann ist er auf einmal wieder weg. Und enttäuscht dadurch maßlos. Und dieses Spiel wiederholt sich ständig, so dass sehr lange Singlezeiten entstanden sind. Was dahinter stecken könnte, das umschreibe ich mit “nie genug”. Nie genug bekommen, immer diese Leere in sich spüren und darunter eine sehr sehr große Sehnsucht nach ebendieser Nähe. Und welche Dynamik ist dann am Laufen?

Das Kind übernimmt das Steuer.

Oder wem das Kind so nicht gefällt, der kann auch der kindliche Anteil in uns selbst dazu sagen. Wenn die Sehnsucht in einem Menschen so groß geworden ist, dass man sprichwörtlich fast platzt und dann jemanden kennenlernt – dann will der sehnsüchtige Anteil alles haben. Alles auf einmal. In der Anfangszeit kann sich ein Partner dann geschmeichelt fühlen, weil er so gewollt und gemocht wird. Jeder möchte das. Und kommt dann immer mehr mit der Gier in Berührung. Und damit mit seiner eigenen, meist männlichen, Angst vor dem Verschlungen-Werden. Wie er es vielleicht selbst als Kind erlebt hatte.

Und – nimmt dann den kürzesten Fluchtweg, der sich ihm bietet. Kein erwachsener Mensch will gerne verschlungen werden. Sondern besteht auf seine Grenzen und vielleicht auf eine etwas langsamere Annäherung. Und genau das ist die Lösung, aber auch der mehr als schwierige Weg für den/die Suchende(n): Trotz und gerade mit der großen Sehnsucht und Gier immer wieder bei sich zu bleiben und zu trennen – was ist der erwachsene und was der kindliche, absolut bedürftige Anteil. Diese Spannung aushalten, zu akzeptieren und erwachsen damit umzugehen.

Ein Muskel, der kaum trainiert ist. Und jetzt trainiert werden will. Wie im Fitnessstudio – man trainiert einen Muskel langsam und beständig, gibt ihm immer wieder Wachstums-Impulse nach Trainingsplan. Keine Überforderung, nur immer wieder wachstumsfördernde Reize. Und vielleicht gelingt es mit einem solchen Bild im Kopf bei der nächsten Gelegenheit ein wenig besser, sich an einen neuen Partner anzunähern.

Und für die Männer – eine ideale Chance, mit einer solchen Partnerin auch das Aushalten zu lernen. Und Grenzen zu setzen und “in Beziehung” zu bleiben, anstatt sich zu verschließen und abzuhauen…..

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