Können Sie sich Ihren Perfektionismus noch leisten?

Befeuert durch Socialmedia ist Perfektionismus in vielen Bereichen der Standard geworden. Begonnen beim Körperkult, gesundes Essen usw. Und viele folgen diesem Trend mit einem immensen Eifer und Zeitaufwand. Was steckt hinter diesem Hype. Ich sage es mal trocken: Die große Angst, nicht so zu genügen, wie man eigentlich ist. Perfektionismus hat immer auch mit Kontrolle zu tun. Und Kontrolle gibt es dann, wenn ich versuche, etwas in den Griff zu bekommen. Damit es mir nicht entgleitet. Es fehlt die Selbst-Sicherheit, dass ich auf sicherem Boden stehe. Wir landen also wieder bei der Angst. Das Perfide: Je mehr ich versuche, perfekt zu sein, desto mehr wächst auch irgendwo in mir die Angst, es eben nicht zu sein. Kompensations-Spielchen.

Perfektionismus kostet Lebenszeit!

Genau – ich wende immer mehr Zeit auf, um mich zu perfektionieren. Der Tag wird dadurch voller, die für mich verfügbare Zeit immer weniger. Und ich muss mich parallel um meine Angst kümmern. Ich hatte einen Kunden, der versucht hat, seinen Stress durch Triathlon in den Griff zu bekommen. Je mehr Stress er hatte, desto mehr trainierte er. Sie ahnen – der Tag hat nur 24 Stunden! und je mehr er sich stressen ließe und dagegen antrainierte, desto weniger Zeit hatte er für sich, seine Familie und sein soziales Umfeld. Ganz schön perfide.

Dabei ist jeder Mensch perfekt, so wie er ist. Und manchmal herrlich nicht perfekt. So etwas nennt man Persönlichkeit oder Charakter, oder beides zusammen. Und zu diesem Mantra zurück zu finden, kann ein Teil der Persönlichkeitsentwicklung sein. Runterdampfen, Freiräume suchen, sich um die Dinge kümmern, die Spaß machen. Manchmal ein schwieriger Prozess, vor allem dann, wenn man in der Spirale schon ganz oben ist. Meine Erfahrung: Es lohnt sich, weil ich dadurch wieder mehr zu mir, zu meinem Kern und zu meinem Wesen komme. Und meistens reichen 80% von dem, was ich mir vornehme. In jeder Hinsicht.