Neulich in einem Coaching konnte der Klient mit dem Begriff Heckenschütze für sich nichts anfangen. Nein, er schießt nicht aus zweiter Reihe, sondern ist immer direkt in der Konfrontation. Hat also nicht gepasst. Später im weiteren Verlauf des Coachings kamen wir dann darauf, dass es mindestens zwei öffentliche Aspekte von ihm gibt, wobei einer der dominante, sehr freundliche, sehr zugewandte Teil ist. Dieser Teil ist aber nicht der Echte. Es ist ein Überlebensstil, der ihm geholfen hat, erwachsen zu werden und der mit zunehmendem Alter immer mehr Kraft kostet. Denn – im Verborgenen – schlummert ein Teil, der ohne Kraftaufwand agieren kann, und das ist ein nicht so freundlicher Teil, der nach Lust & Laune agieren möchte, der gerne auch animalisch unterwegs ist, ohne Rücksicht. Und genau hier passt der Heckenschütze wieder.
Heckenschützen haben nicht nur Pfeile, die sie verschießen
Nein, es geht nicht nur um Boshaftigkeiten aus zweiter Reihe oder den Stinkefinger, den man hinterm Rücken formt. Nein, es geht generell darum, dass hinter einem sozial angepassten und meistens sehr freundlichen Gesicht nach außen etwas anderes in einem steckt, das man nicht hergeben bzw. zeigen will. Das man behütet und nur ab und zu an die frische Luft lässt. Ich fasse als meinen Heckenschützen-Begriff weiter: Der ist immer dann aktiv, wenn etwas sehr Vitales in einem zurückgehalten und nicht gezeigt/gelebt wird, sondern nur die gesellschaftlich “erzwungene” Maske.
Und darauf aufbauend dann der spannende weitere Weg: Was passiert mit mir, mit meiner Kraft – wenn ich dem Teil, den ich zurückhalte mehr Zeit und Raum gebe und den Teil, der mich viel Kraft kostet, öfters mal in den Urlaub schicke? Dazu passend eine Liedphrase von Udo Lindenberg “Eigentlich bin ich ganz anders, ich komm nur leider sehr selten dazu…”.
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